offener Polittreff zum Thema Euthanasie und Zwangssterilisierungen im Kreis Ebersberg

04.11.2024, 19:30 Uhr | Schweiger Brauhaus Markt Schwaben, Ebersbergerstraße 26

Referent: Historiker Bernhard Schäfer, Leiter Archiv und Heimatmuseum Grafing

Alle an dem Thema interessierten Bürger sind dazu herzlich eingeladen.

Im 19. Jahrhundert verbreitete sich in der westlichen Welt das Gedankengut der Eugenik. In Deutschland verband sich diese „Erbgesundheitslehre“ stärker als in anderen Ländern mit der Rassenlehre, die davon ausging, dass das Erbgut eines Volkes rassisch geprägt sei. Und so etablierte sich hier die „Rassenhygiene“ mit ihren Vorstellungen von der „Auslese“ der Starken und der „Ausmerze“ der Schwachen.

Vor dem Hintergrund der schwierigen sozioökonomischen Lage nach dem Ersten Weltkrieg wurden in der Weimarer Republik die Stimmen lauter, die eine konsequente Umsetzung der bis dato entwickelten „rassenhygienischen“ Überlegungen forderten. „Minderwertige“ Bevölkerungsteile sollten durch Sterilisierung von der Fortpflanzung ausgeschlossen, „hochwertige“ durch Anreize dazu angespornt werden. Ja, die Forderungen gingen unter Umdeutung des alten Begriffs der „Euthanasie“ gar bis hin zur „Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“.

Derartige Vorstellungen passten gut zur Ideologie der Nationalsozialisten, die sie dankbar aufgriffen und sich anverwandelten. Nach deren Machtübernahme 1933 bildeten sie denn auch die Grundlage der verbrecherischen „Rassenpolitik“ der NS-Diktatur. Und so wurden in der Zeit des Dritten Reiches auf deutschem Herrschaftsgebiet circa 400.000 Menschen zwangssterilisiert und etwa 300.000 psychisch Kranke und geistig Behinderte als „Euthanasie“-Fälle ermordet.

Auch ungefähr 160 Personen aus dem Ebersberger Raum traf das Schicksal der Zwangssterilisierung und über 20 fanden im Zuge des NS-„Euthanasie“-Programms den Tod. Den Biographien zweier aus Markt Schwaben stammender Mordopfer gilt das Interesse des Historikers Bernhard Schäfer. Er zeichnet dabei den Lebens- und Leidensweg von Rudolf Bischof und Kaspar Hilz nach. Beide, der eine „Pflegling“ der Associationsanstalt Schönbrunn, der andere Patient der Heil- und Pflegeanstalt Gabersee, wurden Anfang der 1940er Jahre von ihren Betreuungseinrichtungen aus in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert, in der sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in der Gaskammer starben.

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